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DIE FLACHSDÖRRE BRUCKDORF

Der Flachs, im Volksmund auch „Haar“ genannt, ist eine der ältesten Kulturpflanzen! Die Bibel liefert uns im Alten Testament einen frühen Nachweis über die Bedeutung des Flachs. In den Weisheitssprüchen von König Salomon findet man einen Hinweis auf „feinstes ägyptisches Leinen“ und im „Lied auf die tüchtige Frau“ heißt eine Strophe: „Sie trachtet und müht sich um Wolle und Flachs, ...“ Aus der Flachspflanze wurden in aufwendigen Arbeitsschritten Leinenstoffe und Leinöl produziert.

Anbau und Verarbeitung der Flachspflanze

  • Den Acker saatfertig machen
  • Ausbringen des Saatgutes
  • Einarbeiten des Saatgutes mit Rechen
  • Unkrautjäten
  • Flachsraufen (ernten)
  • Garben binden
  • Aus den einzelnen Garben werden Hiefler gemacht und bleiben einige Wochen zum Trocknen am Feld
  • Mit einem Riffel werden die Samenkapseln entfernt
  • Die Samenkapseln werden mit einem Rechen gedroschen und in einer Öl-mühle weiterverarbeitet 
  • Der Flachs (Höhe: 190 cm) wird auf einem abgeernteten Feld wieder ausgebreitet und bleibt dort bis in den Spätherbst
  •  Einbringen des Flachs in die Scheune und Lagerung bis zum Spätsommer des folgenden Jahres
  • Die Brechelhütte wurde tagelang beheizt und der Flachs darin erwärmt, um ihn brüchig und spröde zu machen.
  •  Brecheln des Flachs
  • Hacheln der Fasern
  • Spinnen der Fasern zu Garn
  • Erst danach begann der ebenfalls sehr aufwendige Prozess der Leinenstoff-Erzeugung

Die Flachsverarbeitung war eine Arbeit, bei der viele Hände benötigt wurden. Deshalb wurden in den verschiedenen Dörfern sogenannte „Flachsdörren“ gegründet. Der Flachs wurde über viele Jahrhunderte im Lungau angebaut und verarbeitet und zählte zu den wichtigsten Kulturpflanzen überhaupt. Kleidung, Tücher, Tischdecken, Bettwäsche, Seile bis zu Altartüchern – alles wurde aus Flachs produziert und war aus dem täglichen Leben nicht wegzudenken. Vor ca. 60 Jahren wurde im Lungau das letzte Mal Flachs geerntet und verarbeitet. Seitdem wird das Andenken an die mühsame und schwere Arbeit der Flachsverarbeitung in den wenigen noch vorhandenen Brechelhütten, Waaghütten und vielen Flurnamen sorgfältig gepflegt und bewahrt. Feine Leinen wurden „Harbane Leinen“ genannt, grobes Leinen nannte man „Rupferne“. In früheren Zeiten war die aufwendige und lebensnotwendige Produktion von Leinen produkten nur in der Dorfgemeinschaft möglich. Deshalb wurden in vielen Orten Flächen und Hütten geschaffen, um den Flachs verarbeiten und lagern zu können. Die „Waaghütte“ in Bruckdorf ist ein solches Gebäude aus ver­gangenen Zeiten.